Autor: SimoneH
Die traditionell chinesische Medizin, kurz TCM, hat eine lange Tradition in China, doch es wäre weit gefehlt zu glauben, dass sie darum im Fachgebiet der Medizin und also in Krankenhäusern die Nummer eins im Lande darstelle. Immerhin aber hat sich ihr Stand und Ansehen in den letzten Jahren gebessert, eine Rückbesinnung findet statt, mal sehr fundiert, mal weniger. Und manchmal wird auch einfach nur gekratzt! Ich habs ausprobiert in einem kleinen Massagesalon… 😱 … und kann nur soviel sagen: ja, es gleicht einer Folter. Jedenfalls wenn man kein eisenharter Chinese ist. :-)))
Psychisch krank zu sein in China ist nicht leicht. Es ist demütigend. Zumeist ein Gesichtsverlust. Schwäche. Schwierig auch sich Hilfe zu suchen. Hilfe zu bekommen. Gute Hilfe. Aber wie sieht es wirklich aus in einer psychiatrischen Klinik? Das wollte ich mir mal genauer ansehen und traf Zhang Xiaoqian, eine junge Psychiaterin in Beijing.
„Ich wollte kein Rädchen im Getriebe mehr sein. Es ist meine Freiheit zu entscheiden. Das ist Glück.“ Herr Gu Shusheng, Mitglied einer Taichi-Kommune auf dem Land von Beijing, weiß Bescheid. Früher einmal hat er als Hacker in der IT-Branche Millionen gemacht, heute züchtet er lieber Schweine und spielt Flöte oder geht einfach nur gemächlich rückwärts. Beschwingt natürlich. Und, ganz wichtig, immer im Kreis.
Seit 23 Jahren setzt sich Zhang Shuqin für Kinder von Straftätern und Hingerichteten ein. Es sind Kinder, die aufgrund ihres Stigmas von keinem normalen Waisenheim aufgenommen werden. Sieben sogenannte Sonnendörfer hat sie schon gegründet und beherbert etwa 1000 Kinder. Doch das ist immer noch zu wenig, denn die Not verlassener Kinder geht in die Million. China ist ein großes Land. Und die Not braucht noch immer Hilfe. Vor allem Geld.
Es gibt so viele bedürftige Kinder und Randgruppen in China, die ohne fremde Hilfe nicht überleben würden. Manche, wie die presseerfahrene Zhang Shuqin, welche Kinder von Strafgefangenen betreut, mutet ihren Kindern viel Pressewirbel zu, damit das Heim überleben kann. Herr Tang, der im Verborgnen fungiert, findet das nicht so gut. Er sieht die Würde der Kinder angetastet und die Gefahr, dass viele andere ebenso bedürftige Randgruppen unter dem spektaktulären Pressewirbel eines Einzigen übersehen werden. Schwer zu sagen, wer recht hat, denn beide wollen nur eines: Mit Herz und Leidenschaft Not leidenden Kindern ein neues Leben schenken.
Während eines schweren Erdbebens 2008 in China hat Wang Binbin vor Ort erlebt wie Oxfam und die bis dahin unbeachteten NGOs souverän die Lage meisterten. „Das war die Stunde 0 im Klimabewusstsein in unserer Gesellschaft“, sagt sie. Außer für die Regierung. Dass jedoch auch die heute und nach einer verpatzten Klimakonferenz von 2009 einen Teil der Verantworung für Klima und Umwelt übernommen hat, daran trägt Wang Binbin maßgeblich Anteil und ist sehr stolz darauf.
Du Ming ist ein reicher Taxifahrer. Mit Geschäfts-und Spürsinn hat er sich vom Koch zum Millionär hochgearbeitet und sich ein entspanntes Leben geschaffen. Sein Reichtum besteht vor allem aus Warenwerten. Autos und Antiquitäten. Warum er aber noch immer Taxi fährt? „Um manchmal mit Leuten zu reden. Einfach aus Spaß.“
Der arme Bauernjunge, der zum berühmtesten Buchhalter Chinas wurde und einziger Mensch auf der Welt ist, der alles in sich vereint: Steuer, Buchhaltung, Recht. Chinesisch, amerikanisch. Ein Leben am Schreibtisch. Wei Jinji sagt: „Ich bin eine Winterkirsche.“ Das Glück muss noch warten. Auch das Leben.
Wenn er nicht gerade auf Prominentenpartys mit seinem TCM-Wissen glänzt und Jack Ma aus der Hand liest…berät er junge Millionäre in „intelligentem Geldwachstum“ oder kümmert sich um die eigenen Milliarden, die er mit der Produktion von Nahrungsmittelergänzung verdient. So viel Geld? Kein Problem, sagt He Tong: „Würde auch Mao heute machen.“
„Du bist kein Fisch. Woher weißt du, ob die Fische glücklich sind? Glück ist privat.“ Das sagt Wang Junchao, Journalist und Professor der Literatur. Auf die Frage, was Glück ist, ist er bestens vorbereitet. Steht alles in seinem vor ihm liegenden Manuskript, das lehrbuchmäßig den chinesischen Vierpunkte-Glücksplan abarbeitet. Auf was er nicht vorbereitet ist: meine Fragen!
John arbeitete lange für die CBS, doch, entsetzt darüber, dass man keine tief gehenden Reportagen wollte, Zusammenhänge außer Acht ließ und an Veränderung von Missständen im Grund nicht interessiert war, verließ er seinen langjährigen Arbeitsplatz als Kameramann. Seither wendet er sich dem Thema der Renaturierung zu und sammelt alles Wissen darüber, wie wir unsere Welt doch noch retten können. Fazit: „Es geht!“
Einer Schätzung zufolge werden in China jährlich 50-80 Ärzte in Krankenhäusern von ihren Patienten ermordet. Täter sind die verzweifelten Angehörigen. Diese Frau wird niemanden töten. Die Operation am Herzen ihres Mannes ist geglückt. Zum Beweis darf sie seine herausgeschnittene Herzklappe mit bloßen Händen anfassen. Das ist wichtig, sagt der Arzt und freut sich. Der Patient hat überlebt. Und der Arzt auch.
Seit neuestem ist er sogar Bäcker und beseelt vom leidenschaftlichem Ehrgeiz, die Tradition der deutschen Backkunst perfekt zu erlernen und zu imitieren. Und das macht er ebenso gründlich und selbst mit anpackend wie er Jahre zuvor die Räume der alten deutschen Villa getreu nach Originalvorlagen wieder in den Ursprungszustand versetzt hat. Respekt.
In China gibt es fast so viele an Depression Erkrankte wie die Hälfte der Einwohner Deutschlands. Ein Leid im Verborgenen. Zhao Xiangyang ist Physiker, Managementtrainer und studierter Psychologe, vor allem aber selbsternannter Individualist, der diesen Umstand ändern will. Dafür geht er mit seiner eigenen Geschichte und erlittenen Depression in die Offensive und medialen Öffentlichhkeit. Ein „Prometheus“ in China, der für die westlicher Psychologie schwärmt.
Die einen halten sich für krank, weil die anderen sie für krank halten und begehen Selbstmord. Die anderen gehen Scheinehen ein. Wieder andere stürzen sich in ein Gay-Nachtleben, das es inzwischen auch in China gibt. Zum Beispiel in Chengdu. Diese beiden sind wieder anders. Sie sind ein sehr häuslich orientiertes, Paar, das sich seit vielen Jahren liebt. Sie haben kein Problem, ihre Homosexualität zu akzeptieren, doch ihre sehnllichster Wunsch ist, ihre Eltern würden das auch tun.
Mingliang macht Karriere als Mao-Double, hat ein Studio als Kalligraph, zeichnet sich von allen anderen Mao-Doubles darin aus, dass er Maos Kalligraphiestil nachahmen kann, -den wilden Grasstil-, wie dieser raucht er und inzwischen denkt er auch so. „Schon meine Mutter sah aus wie Mao Zedong!“, sagt er. Was soll man da auch anderes machen? Hohoho… er lacht wie ein Riese. Er ist auch ein Riese. Und ja, lustig ist er auch. War Mao das auch?
„Nein…Ich bin glücklich, wenn ich in Deutschland mit meinem Auto Vollgas fahren kann!“ Warum er dennoch Koch geworden ist? „Das brachte das meiste Geld. Damals.“ Glück ist eine sehr pragmatische Sache. Und inzwischen, immerhin, zur Entspannung liest er abends, nein, nicht Krimis, sondern Kochbücher. Also!
Sie ist klein, rundlich und auf dem Pfad der Erleuchtung: Wu wei. Immer wieder Wu wei. Ein Weg des Glücks. Wie viele andere Menschen in China hat Sun Yanqin den Buddhismus für sich entdeckt. Ganz plötzlich kam er zu ihr und so als sei er eine neue Sache. Kein Wunder, war er doch wie vieles Jahrzehnte unter Mao zurückgedrängt.
Zwei Bauern, die als Wanderarbeiter auf einer Pfirsichfarm in den Bergen Dalis leben und dort das große Los ihres Lebens gezogen haben. Zwei glückliche, grundgute Menschen, die gerne Krimis im Kino sehen, ohne das kleinste bisschen Eigentum leben, sich noch nie etwas geschenkt haben und doch so viel besitzen…
In China gibt es Kinderheime, die sind exclusiv für Kinder von Straftätern und Hingericheten. Die sogenannten Sonnendörfer. Sie gehen zurück auf die Initiative einer beherzten Politzistin, die das Leid der zurückgebliebenen, stigmatisierten und oft herumstreunenden Kinder nicht länger ertragen konnte: Zhang Shuqin, eine echte chinesiche Heldin.