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Zhangmalt

©️SimoneHarre

Heute besuchen wir den berühmten Kalligraphen Zhang Wencheng, der sein Atelier im sogenannten Park der Augenweide hat. Diesen hübsch klingende Park gibt es seit 1986. Er diente ursprünglich als Filmkulisse für den berühmten chinesischen Roman „Der Traum der Roten Kammer“. Für eine mehrteilige Fernsehbearbeitung hat man damals nach dem Vorbild eines klassischen chinesischen Landschaftsgartens Pavillons, Wandelgänge, Zickzackbrücken und einen Tempel gebaut. Auch finden sich dort getreu der literarischen Vorlage diverse Schauräume, wie etwa der „Hof des Roten Glücks“, das „Studio der Herbstfrische“ oder „die Bambusklause“. Der Traum der roten Kammer ist ein lehrreiches Stück chinesischer Kulturgeschichte, geschrieben im 18. Jahrhundert und erzählt vom Aufstieg und Verfall einer aristokratischen Familie in Peking in der Zeit der Qing-Dynastie. Die Hauptfigur ist ein verwöhnter Adelssohn, der am Ende der Geschichte der dekadenten Welt entsagt und taoistischer Mönch wird. Dieser Plot mutet zwar alt an, immerhin gibt es ja längst keine aristokratischen Strukturen mehr in China, der Kern der Handlung jedoch, die Wandlung eines hochgestellten, am Konsum orientierten, Menschen, hin zur Bescheidenheit, ist ein sehr aktuelles Thema für junge wie für alte Chinesen.

Zhang Wencheng holt uns direkt am Eingang ab und gemeinsam spazieren wir mit ihm den Weg durch den Park bis hin zu seinem Atelier, das sich in einem der ehemaligen Kulissenräumen befindet.

Zhang Wencheng ist längst Rentner und freut sich, dass er in seinem Alter machen kann, was ihm Freude bereitet. Eben malen. Oder, darüber denkt er nach, nach Deutschland in den Schwarzwald zu ziehen, um dann dort zu malen. „Tuschmalerei in der Ruhe der Natur“, wie er es nennt. Das wäre ganz nach seinem Geschmack. Zhang Wencheng kichert vergnügt. Außerdem hätte er gerne drei Frauen. Aber das ist ebenso unwahrscheinlich, denn sonst: „Meine Frau Rübe ab“, scherzt er und macht uns dies mit einer Handbewegung vor. Hauptsache aber er wird mindestens neunzig Jahre alt und kann möglichst lange malen. Das ist sein Ziel. Selbstverwirklichung, heute sei sie ja möglich. „Aber meine Kindheit war langweilig“, klagt Zhang Wencheng bedauernd. „Es gab so wenig Möglichkeiten und alles war verboten.“ Dennoch fand damals auch Zhang Wencheng eine Inspiration. Einen Kalligraphen, der ihn heimlich und bei verdunkeltem Fenster mitten in der Kulturrevolution in die Kunst der Malerei einführte und verbotene Bilder zeigte. So wie dieser Meister möchte er auch werden. Mutig und inspirierend und einen Fingerabdruck in der Bewegung der Kunstwelt hinterlassen. Zhang Wencheng ist ein optimistischer Mensch.

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©️SimoneHarre

Er sagt: „Ich mache mir keine Gedanken über den Tod. Also habe ich auch keine Angst.“ So einfach. Und wenn es ihm doch nicht so gut geht, geht er joggen. Richtig lange Strecken. Zehn Kilometer. Und das Glück? Er überlegt. „Glück ist Prozess.“ Aber Zufriedenheit ist nicht gut. „Zufriedenheit ist das Ende.“ Und dann kommen wir im Gespräch irgendwie nicht mehr weiter, Zhang Wencheng ist abgelenkt, er hat Besuch, der auf ihn wartet. Eine Gruppe von Kalligraphen, die mit ihm zu Mittag essen wollen.  Aber ein Bild will er zuvor noch für uns malen… hm… welches Symbol? Er wählt einen stattlichen Hahn mit viel expressivem Rot. „Glück und langes Leben.“ Zack Zack. Das Bild entsteht in rasantem und professionellem Tempo und ebenso schnell flitzt Zhang Wencheng hernach davon… Das Glück. Manchmal ist es sehr eilig.

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