Ye Wo, Designstudent, 32 Jahre
„Glück ist einfach und schwer“, sagt Ye Wo. Und erklärt wie er das meint.
„Es gibt eine Serie, die heißt: Ich bitte dich zu loben. Darin ist eine Szene, in der einer sagt: Wenn wir beide hungrig sind und es gibt nur ein Stück Brot und du hast das gegessen, dann kannst du auf die Toilette gehen. Ich nicht. Dann bist du glücklicher als ich.“ Ye Wo lacht. So hat er das mit dem Glück gemeint. Ich verstehe es nicht ganz.
Er sagt auch: „Erfolg und Glück ist das Gleiche. Wenn man etwas geschaffen hat, ist man glücklich. Das bin dann ich. Nicht die anderen.“ Das verstehe ich.
Dann erzählt er stolz, dass er bald heiraten wird. Ich sage: „Oh, wie schön.“ Er nickt auch ein „Wie schön“ und fügt hinzu: „Wir kennen uns erst zwei Monate.“- „Das muss dann ja eine große Liebe sein.“ Ich freue mich. Er nickt wieder. Wie aus Stein gemeißelt, doch furchtbar einnehmend und ergänzt: „Es war eine Heiratsvermittlung.“ Ich bin überrascht. Doch ich sage nichts. Ye Wo lächelt weiter. Spricht von der baldigen Familienplanung, dem Kind, das er sich wünscht und dem er Warmherzigkeit beibringen wird und von seinem Berufswunsch: irgendwas mit Stadtplanung. Er hat Design und Architektur studiert.
„Das Leben darf man sich nicht kompliziert machen“, setzt er fort, „man muss immer gelassen bleiben, ein normales Herz haben und Ziele so stecken, dass sie erreichbar sind…“
Und Glück? Nochmal zum Glück.
Er überlegt: „20 Yuan in der Hosentasche finden, ist Glück.“
Ich sage: „Du siehst jünger aus als dreißig.“ Er lacht: „Das ist auch Glück!“
Er bleibt so lange stehen, bis ich keine Fragen mehr habe. Und lächelt und lächelt und lächelt. Schade, als Schwiegersohn ist er schon vergeben.
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