Leng Wenhao, 41 Jahre, Taxifahrer in Qingdao
„Ich bin sehr glücklich. Viele Ausländer, die mit mir fahren, fotografieren mich darum.“
Ich bin seit drei Jahren in Qingdao. Meiner Frau und mir gefällt es sehr gut. In der ersten Nacht hier haben wir vor Freude geweint.
Wir haben einen 18jährigen Sohn. Seine Grundschulzeit war damals nicht gut gewesen. Darum wollte er ins Shaolinkloster. Vier Jahre blieb er dort. Wir lebten noch auf dem Land, in Laixi, nördlich von Qingdao, bauten Gemüse an und haben 20.000 Yuan im Jahr verdient. Die Arbeit war sehr anstrengend.
Im Wartesaal des Bahnhofes von Chengdu, nahe dem Shaolinkloster, habe ich Damen gesehen, die sprachen meinen Dialekt. Ich sprach sie an. Eine von ihnen war aus Qingdao. Ihr Sohn war ebenfalls im Shaolinkloster. Wir haben die Nummern ausgetauscht. Danach, vor vier Jahren, bin ich nach Qingdao gefahren. Auf Einladung dieser Dame. Ich war noch nie zuvor in Qingdao gewesen. Qingdao gefiel mir. Und es ist eine bekannte Stadt. Ich wollte nicht mehr weg.
Ich bin mit meiner Frau wieder gekommen und wir sind geblieben. Am Anfang hatten wir einen Gemüsestand. Ca. ein Jahr. Jetzt bin ich Taxifahrer. Ist okay. Irgendwann kommt etwas anderes. Es kommt dann zu mir.
Meine Frau macht Wohnungsvermittlung. Unser Sohn verließ das Shaolinklosterkloster mit fünfzehn und ging an eine Fachschule für Maschinenbau. Jetzt ist er Frisör bei der Bekannten, die ich im Wartesaal des Bahnhofes traf.
Ich bedanke mich immer wieder bei ihr. Das ist wichtig. Nur wegen ihr bin ich hier. Die Frau sagt, ich sei ein Mensch, der sich zu bedanken weiß. Das freut mich.
Mein Glas ist halbvoll.
Ich will eine Rose sein. Sie ist schön.
Was dieses Bild bedeutet: Leng Wenhao wird von mir zum glücklichsten Taxifahrer Chinas gekürt. Und ich habe viele Taxifahrer interviewt. Jeden, mit dem ich fuhr. Und jedem stellte ich die genau diese zwei Fragen:
Ist das Glas halbvoll oder halbleer? Und welche Blume möchtest du sein?
Ein Jahr nach der ersten Fahrt rief ich Leng Wenhao zu seiner großen Überraschung an und wir trafen uns zum Abendessen mit ihm und seiner Frau in einem Fischlokal. Dies wurde ein sehr vergnüglicher Abend mit zwei wunderbaren Menschen. Aber DAS ist eine andere Geschichte…
:-)))
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