„Ich lebe seit 8 Jahren in Deutschland. Es ist eine lange Zeit, die eine Person und ihr Leben viel verändern kann. Vor 8 Jahren war ich noch ein Mädchen, das fantasievoll von der Ferne und dem Ungewissen träumte. Heute bin ich eine junge Mutter von einem Kind und ich hoffe auf Stabilität in der Gesellschaft und im Privatleben. Vor 8 Jahren war Deutschland für mich ein „Märchenland“ während es heute mein Zuhause ist. Statt das Land und seine Kultur zu erleben, lebe ich nun in diesem Land mit beiden Füßen fest auf dem Boden. Ich sehe mit einem Augen das Schöne und mit dem anderen das Dreckige.
Schön ist immer noch, dass viele Deutsche immerhin eine große Liebe zu Menschen aus aller Welt haben, auch wenn sie sich selber in Not und Verzweifelung befinden. Ich habe von meinen deutschen Freunden gelernt, dass man gute und richtige Prinzipien und Wertvorstellungen fürs Leben festlegen soll, und sich an diesen in guten wie in schlechten Zeiten halten soll. Ich habe in Deutschland sehr intelligente Menschen kennen gelernt. Sie sind gebildet, weltoffen, liebevoll, tolerant und hilfsbereit. Ich schätze die Freundschaft zu denen.
Das Dreckige ist, dass auch die dunkle Seite einer Gesellschaft ebenso in Deutschland tiefe Wurzeln hat, so wie Bürokratie, Korruption, Betrug, Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und vieles mehr. Und die Situation hier ist eigentlich gar nicht besser als in anderen Ländern. Vielleicht mögen manche Mitarbeiter in vielen öffentlichen Diensten wie Kliniken, Bürgerämtern und vielen anderen Ämtern höflicher und effizienter arbeiten? Das wäre echt toll.
Deutschlands goldene Herbsttage haben mir am meisten gefallen, besonders wenn die bunten Blätter im leichten Wind im Kreise tanzten. So bunt ist nun auch die deutsche Gesellschaft, der ich in naher Zukunft einen harmonischen und liebevollen Gruppentanz wünsche.“
Lily Liangliu, Sinologin
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