In einem schmucklosen Dorf in Lijiang unrahmt von grünem Ackergut und fernen Bergen finden wir diesen vergnügten alten Herrn mit Fusselbart. Er ist 78 Jahre alt, stadtbekannt und wohnt in einem armseligen Verschlag aus Brettern im Skelett eines alten Hauses. Lachend kommt er hinter einem gelben Vorhang hervor und betritt die rote Erde einer Baugrube.

Seiner Baugrube. Er ist frischgebackener Bald-Hausbesitzer. Das Land ist schon da. Das Haus endlich verdient. Es kann losgehen. „Jedem hier stehen 700 qm Land zu.“ Dort, wo er nun steht, soll bald sein erstes eigenes Haus stehen. Kosten umgerechnet 30.000 Euro. Für alle im Dorf gilt: Wer Geld übrig hat, macht immer erst eines damit: an seinem Haus bauen. Anbauen, umbauen, vergrößern, verschönern, ausbessern… oder eben mit 78 Jahren einfach auch mal damit anfangen. Verdient hat das Geld übrigens… Moment … der smarte alte Chinese geht einmal um den Verschlag herum, greift in einen noch kleineren Verschlag im Verschlag und kommt mit einem strammen Falken auf dem Arm zurück. „…mein Falke! Hahaha!“ Wer den Falken auf den Arm nehmen will, muss dafür Geld bezahlen. Den ganzen Tag streift der alte Mann darum mit seinem Falken auf dem Arm durch die Stadt. Grinst und lässt die Kasse klingeln.

Um ein Haus zu bauen… braucht es Ausdauer.

Ich bitte den smarten Falkner sich gemeinsam mit Frau und Sohn, der gerade zu Besuch ist, auf sein noch brach liegendes Grundstück zu setzen. Ein stolzes Stillleben auf roter Erde. „Wir sind glücklich“, sagt der Falkner, lacht dazu sein raues, tiefes Lachen und seine tiefen Lachfalten zeugen nicht gerade von Schwermut und tiefen Gedanken.

Auch nehme ich den Falken auf den Arm- , ja, mach ich, – spüre dessen Herzchen aufgeregt klopfen, und bin froh, dass dieser das meiste Geld schon verdient hat. Wir geben dem Falkner ein bisschen Geld. Vielleicht reicht es für eine Türklinke. Vielleicht für einen neuen Kochtopf. Wir gehen weiter, es war nur ein Besuch im Vorrübergehen… und ich bin sicher, der alte Falkner wird uns nach frohem Posieren und freundlichem Kichern schon im gleichen Moment wieder vergessen haben, da wir um die graue Mauer gebogen sind. Das Leben kann manchmal sehr einfach sein. Oder flüchtg. Oder unerheblich. Oder einfach inmitten von Schutt und Armut richtig sausorglos. Ich glaube, es ist nicht zu übersehen, dass ich den alten Mann ganz schön cool fand.

© http://china-blog.simone-harre.de/

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